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12.04.2012
Schießerei in NeuköllnSyrien-Konflikt greift auf die Sonnenallee über
Von Andreas Kopietz
Ein Polizist markiert mit Farbe, wo eine Patronenhülse lag.
      
Foto: Steffen Tzscheuschner
Foto: Steffen Tzscheuschner
Auch in Berlin diskutieren Araber über  die politische Lage  in 
Syrien. Ein Streit über Syriens Präsident Assad, der auf das eigene Volk
 schießen lässt, ist in der  Nacht zu Donnerstag in einem Neuköllner 
Café eskaliert. Kurz vor Mitternacht waren im Lokal an der Sonnenallee 
zwei polizeibekannte  arabische Großfamilien aneinandergeraten.
Der Streit, bei dem es nach Aussagen mehrerer Beteiligter um 
Politik ging,  verlagerte sich auf die Straße. Es wurde geprügelt, und 
plötzlich zog mindestens ein Beteiligter eine Pistole und schoss. Die 
Widersacher verfolgten sich durch mehrere Straßen, dabei fielen weitere 
Schüsse. Verletzt wurde  niemand. Nach Angaben eines Polizeisprechers 
durchschlug ein Projektil allerdings eine Fensterscheibe im 4. Stock 
eines Wohnhauses. 
Inzwischen hatten Anwohner die 
Polizei gerufen, die mit einem Großaufgebot anrückte.  Die Beamten 
verfolgten die Gruppe der flüchtenden Angreifer und nahmen zwei 
20-Jährige und einen 25-jährigen Mann fest. Gefasst wurde auch der  
mutmaßliche Schütze, ein 36-jähriger Libanese, der auf einen 56-jährigen
 Deutschen libanesischer Herkunft geschossen hatte. 
Magazin leer gefeuert
Die
 Polizei sperrte das Areal weiträumig ab. Beamte sammelten mehrere 
Projektile und Hülsen ein. An der Fuldastraße entdeckten sie  in einer 
Baumrabatte die weggeworfene Tatwaffe – eine tschechische Pistole, deren
 Magazin leer gefeuert war. Die Waffe wird nun untersucht. Das für 
Organisierte Kriminalität  zuständige Kommissariat beim 
Landeskriminalamt ermittelt jetzt wegen versuchten Totschlags.
Wie
 viele der Beteiligten geschossen haben, ist noch unklar. Zeugen 
erzählten, dass zehn Mal geschossen wurde. Das Magazin der gefundenen 
Waffe fasst nur acht Patronen. „Möglicherweise hatte der Schütze 
nachgeladen oder es wurde noch eine weitere Schusswaffe eingesetzt“, 
sagte ein Ermittler. Einen Zusammenhang zu der Tat, bei der in der 
vergangenen Woche in Neukölln ein 22-Jähriger erschossen wurde, sieht 
die Polizei  nicht. 
 
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